Montag, 1. Juli 2013

Lesebericht

In letzter Zeit war ich furchtbar faul mit dem Einpflegen meiner neuen Titel. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass bei mir so schnell neue Sachen kommen, dass ich schon selber den Überblick verliere.

Heute hab ich ein nettes kleines Büchlein beendet, "Der Fall Jane Eyre" von Jasper Fforde. Zuvor hatte ich noch nie von dem Buch gehört, und wenn nicht meine Kollegin mit dem eben erschienenen Band 6 aufgetaucht wäre, hätte ich das wahrscheinlich auch nie. So aber haben wir uns gespannt über die phantasievolle Karte gebeugt, die in Band 6 abgebildet ist und es hat auch gar nicht lange gedauert, bis ich Band 1 mein Eigen nennen konnte.

Die Handlung spielt in London, allerdings nicht in einer Wirklichkeit, wie wir sie kennen. Britannien ist Kolonialmacht, belagert seit 130 Jahren die russische Halbinsel Krim und liegt im Clinch mit Wales, das sich unabhängig erklärt hat. Literatur hat einen so hohen Stellenwert, dass es sogar eine eigene Polizeieinheit gibt, die sich mit literarischen Verbrechen beschäftigt. Dort kommt unsere Protagonistin Thursday Next ins Spiel, die als LiteraturAgentin (kurz LitAg) in London arbeitet. Sie ist dem gewieften Verbrecher Archeron Hades auf den Fersen, der ein Originalmanuskript von Charles Dickens gestohlen hat, nämlich den "Martin Chuzzlewit". (Möglicherweise oute ich mich jetzt als ungebildeter Banause, aber ehrlich: von Martin Chuzzlewit hatte ich noch nie vorher gehört.) Zu allem Unglück hat Thursdays ebenso verschrobener wie genialer Onkel Mycroft eine Maschine gebaut, die es erlaubt, Figuren und Gegenstände in Bücher hineinzuversetzen und ebenso wieder aus ihnen herauszuholen. Das schlimme an der Sache ist, dass, wenn man das Originalmanuskript ändert, sich automatisch alle Exemplare des Buches ebenfalls ändern. Einfach mal die Hautptfigur aus der Handlung holen ist also keine gute Idee...
Wie aber kommt Jane Eyre ins Spiel? Und hier setzt meine Kritik an.

Zum Einen ist das Buch angenehm phantasievoll geschrieben, mit ganz vielen liebevoll sorgfältig ausgedachten Details. Andererseits leidet die Handlung und der Figurenaufbau etwas darunter. Thursday Next bleibt relativ lange, nämlich bis zur Mitte des Romans, ziemlich farblos und das obwohl schon auf den ersten Seiten die Post abgeht und der Leser mitten in das Geschehen hineingeworfen wird. Dann wiederum hängt die Handlung etwas, vor allem, weil ich sehnsüchtig auf die, groß im Titel angekündigte Enführung der Jane Eyre gewartet habe. Die lässt sich allerdings wirklich bitten und bietet im Gegenzug dafür nicht allzu viel. Auch mit dem Unterscheiden von Thursdays neuen Partnern hatte ich ordentliche Problemen.
Dafür, und das möchte ich wirklich positiv unterstreichen, bietet die Story unglaublich viel Hirnnahrung und Phantasie-Stupser und ich freu mich schon auf den nächsten Band.

Von mir gibt's eine Empfehlung für alle Bücherwürmer, die sich manches Mal gewünscht haben, dass ihre Lieblingsbücher lebendig werden und an alle Low-Fantasy-Leser (gibt's das Wort?), an alle also, die gerne träumen, dafür aber nicht gleich ins All fliegen wollen.

2 Kommentare:

  1. Ich steh ja total auf die Thursday Next Reihe, aber ich muss zugeben, dass ich am Anfang auch etwas Schwierigkeiten mit den Zeitsprüngen hatte. Es ist aber so ein total anderes Buch, passt in keine Schublade, und es ist so schön skurril und witzig!

    Liebe Grüße!!!

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    1. Ja, das ist es :) Kennst du "Fool on the hill" von Matt Ruff? Das kommt ungefähr hin, was die Skurrilität angeht!

      Übrigens - willkommen bei meinem Blog :D

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